Wechselmodell

Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland einen deutlichen Anstieg des sog. Wechselmodells, sodass auch die Familiengerichte zunehmend mit entsprechenden Anträgen konfrontiert werden.

 

Das Wechselmodell erklärt sich am einfachsten durch seine Unterschiede zum klassischen Residenzmodell: im Residenzmodell lebt das Kind bei einem Elternteil, welcher überwiegend die Betreuung und die Erziehungsaufgaben leistet, während es beim anderen Teil nur besuchsweise oder in den Ferien ist. Im Wechselmodell verbringen Kinder im Idealfall annähernd gleich viel Zeit bei beiden Elternteilen. Es gibt nicht einen "Alltagselternteil" und einen "Freizeitelternteil". Im Wechselmodell sind Kinder bei beiden Eltern zu Hause.

 

Bislang ist es so, dass die meisten obergerichtlichen Entscheidungen das Wechselmodell ablehnen, sobald es von einem Elternteil nicht gewollt ist. Dabei wird davon ausgegangen, das Wechselmodell funktioniere nur, wenn beide Eltern es gleichermaßen wollen. Es gibt jedoch einzelne Gerichtsentscheidungen, die das Wechselmodell auch gegen den ausdrücklichen Willen eines Elternteils anordnen. Die meisten Kindern wünschen sich einen ausreichenden Kontakt zu beiden Eltern.

 

Die Annahme der Zustimmungspflichtigkeit beider Eltern stellt insofern deren Wünsche und Bedürfnisse zurück. Untersuchungen haben ergeben, dass das Wechselmodell dem Kindeswohl zuträglich ist. Gerade auch international sind die Erfahrungen hier positiv. Empirisch ist erwiesen, dass die Zustimmung beider Elternteile keine Voraussetzung für das Praktizieren eines kindeswohlförderlichen Wechselmodells ist.

 

Im Falle einer mangelhaften Kommunikation zwischen den betroffenen Elternteilen gibt es eine Reihe von Lösungsansätzen. Viele wählen schriftliche Kommunikationswege (e-Mail, SMS) oder auch ein sog. Übergabebuch. Gespräche und Übergabe der Kinder können voneinander getrennt werden. Eltern können auch bestimmte Verantwortungsbereiche aufteilen, wie z.B.: ein Elternteil ist für schulische Belange verantwortlich, einer für Fragen von Gesundheit und medizinischer Versorgung, einer kümmert sich um die Hobbies der Kinder, der andere um den Einkauf von Bekleidung etc. Generell sind an die Kommunikation und Kooperation für ein Gelingen des Wechselmodells keine anderen Anforderungen zu stellen als an ein Residenzmodell mit Umgangskontakten.